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Fritz Riemann - Grundformen der Angst

Fritz Riemann, 1979 im Alter von 77 Jahren verstorben, war nach einem Studium der Psychologie und der Ausbildung zum Psychoanalytiker in Leipzig und Berlin Mitbegründer des Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie in München. Dort wirkte er als Dozent und Lehranalytiker und führte eine eigene psychotherapeutische Praxis. Seine Verdienste um die Psychoanalyse brachten ihm die Ehrenmitgliedschaft des "American Academy of Psychoanalysis" in New York.

Riemann veröffentlichte 1961 die tiefenpsychologische Studie Grundformen der Angst. Darin postuliert er vier Typen der Persönlichkeit, bei denen es sich – in seinen Worten – „letztlich um vier verschiedene Arten des In-der-Welt-Seins“  verbunden mit den entsprechenden „Grundformen“ der Angst, handeln soll. Er nennt sie schizoide, depressive, zwanghafte oder hysterische Persönlichkeiten. Er betont, dass ein Mensch nicht nur eine dieser Charaktereigenschaften hat, sondern individuell und wandlungsfähig ist und z. B. einen Bereich stärken kann, der bisher nur schwach ausgeprägt war. Dieses Buch, das bis heute fast eine Million mal gedruckt wurde, und das – auch über 50 Jahre nach seinem Erscheinen – als Grundlektüre in jeder Psychologie-Ausbildung empfohlen wird, weil seine Erkenntnisse noch immer gültig sind. Es ist in 17 Sprachen übersetzt und so geschrieben, dass es vor allem auch von Laien verstanden werden kann.

»Man hat die Lehre von den Temperamenten:
Jeder Mensch trägt 
alle vier in sich,
nur in verschiedenen Mischungsverhältnissen.«

Goethe

Grundformen der Angst - Eine tiefenpsychologische Studie
Angst gehört unvermeidlich zu unserem Leben. Die Geschichte der Menschheit lässt immer neue Versuche erkennen, Angst zu bewältigen, zu vermindern, oder zu überwinden. Es bleibt wohl eine unserer Illusionen, zu glauben, ein Leben ohne Angst leben zu können. Die Existenz von Ängsten ist weitgehend unabhängig von Kultur und Zeitalter, was sich ändert sind lediglich die Angstobjekte. Waren es früher Naturgewalten, die den Menschen Angst machten, sind es heute Bakterien, Verkehrsunfälle oder Einsamkeit, die Angst auslösen. Ängste sind dabei grundsätzlich nichts Negatives, sondern sie lassen Menschen beispielsweise auch über sich selbst hinaus wachsen. Ursache aller Ängste ist das Faktum, dass menschliches Leben und dessen Gestaltung vier Grundforderungen unterliegt, die einander antinomisch als polare Gegensätze zugeordnet sind und sich so gleichzeitig ergänzen:

Wir sollen ein einmaliges Individuum werden, unser Eigensein bejahen und uns gegen anderes Eigensein abgrenzen <--> Wir sollen uns der Welt, dem Leben und den anderen Menschen vertrauend öffnen und uns auf sie einlassen. Wir sollen Dauer anstreben, Pläne machen, diese nachhaltig und zielstrebig verwirklichen <--> Wir sollen uns wandeln, Veränderungen und Entwicklungen durchmachen, Vertrautes und Gewohntes aufgeben.

Die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen werden im Bezug zur Liebe, Agression, lebensgeschichtlichem Hintergrund, Beispielen und ergänzenden Betrachtungen beschrieben. Ausgehend von den Grundängsten der menschlichen Existenz entwirft Riemann hier eine Charakterkunde, die den fachgebundenen Rahmen sprengt und allen Interessierten Einsicht in die psychoanalytische Praxis gewährt. Seine 'Grundformen' -schizoide, depressive, zwanghafte und hysterische Persönlichkeiten - sind fester Bestandteil der Psychologie geworden.

Riemann möchte uns helfen, mehr über die grundlegenden Hintergründe unseres Daseins, welches primär Miteinander ausmacht, zu erkennen, zu verstehen und erfüllend zu gestalten.  Dabei hat er stets ein Ziel unablässig vor Augen: Die volle Menschlichkeit und Reife der Menschen. ...mehr Infos

Die Fähigkeit zu lieben
„Liebe ist ein Tun, das eigenes Entscheiden und Handeln erfordert“- mit dieser, mehr oder weniger provokanten These leitet der ehemalige Psychoanalytiker Fritz Riemann das Werk „Die Fähigkeit zu lieben“ ein, das erst nach seinem Tod veröffentlicht und von Zeitgenossen als „nichts Geringeres als eine Art Lehrbuch der Liebe charakterisiert“ wurde. In neun Kapiteln beleuchtet Riemann die unterschiedlichen Formen, Vorstellungen und Arten von Liebe bzw. Liebesfähigkeit, deren Entstehungsmöglichkeiten und Konsequenzen.
Die Fähigkeit zu lieben ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen sie erlernen - ein ganzes Leben lang. Dabei prägt uns die Liebe, die wir von Vater und Mutter erfuhren: Einfühlsame Zuwendung, Geborgenheit, und Achtung der Individualität helfen uns, dem Partner oder der Partnerin später Vertrauen, Verantwortungsbereitschaft, Zuneigung, aber auch Toleranz entgegenzubringen. Fehlen Elemente der Elternliebe, so lernt das Kind bestimmte Aspekte der Liebesfähigkeit nicht: Sexuelles Erleben, Bindungsfähigkeit und Selbständigkeit in der Beziehung zum anderen verkümmern.
Fritz Riemann analysiert die verschiedenen Arten der Liebe: die bedingungslose Liebe, wenn Bedürfnisse selbstlos befriedigt werden, die fordernde Liebe, die Verlustangst mit Machtansprüchen bekämpft, die ganzheitliche Liebe, die sich des Geschlechts und der Geschlechtsrollen bewusst wird, und die ungebundene Liebe, die aus dem Mangelan Bindung und Zuwendung entsteht. Er zeigt eindrücklich auf, wie diese Formen der Liebe die Sexualität, Partnerwahl und die Art des Zusammenlebens beeinflussen können.

 

 

"Wir müssen uns klar werden, dass wir in unserer Gegenwart in einem Entwicklungsprozess stehen, der letztlich darauf hinausläuft, dass wir erwachsener, mündiger und selbstverantwortlicher werden.
Das wird eine lange Zeit brauchen, denn Erziehung, Schule, Politik und Kirche versuchen uns immer wieder aus verschiedenen Motiven in unmündiger Abhängigkeit zu halten.
Dennoch scheint mir darin die Aufgabe, ja vielleicht die rettende Hilfe für uns alle zu liegen. Das Entscheidende dürfte dabei wohl sein, dass wir unsere Liebesfähigkeit stärker entwickeln, und das von ganz früh an in der Kindererziehung, später in allen mit- und zwischenmenschlichen Bereichen. "

 

Fritz Riemann

 

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